Gründungsjahr der Narrhalla Achern ist 1873. Durch einen Brand 1931 sind leider alle Gründungsunterlagen verloren gegangen. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass sowohl der vorherrschende Zeitgeist, wie auch die Erfahrungen aus den Militärjahren 1870/71, Anlass boten den „großen“ Städten am Rhein mit ähnlicher Geschichte wie Mainz oder Köln, zu folgen. Aus privaten Archiven ist allerdings übermittelt, dass es in den Gründungsjahren einen Elferrat mit Präsidenten gab. Sitzungen wurden überwiegend in Gasthäusern wie dem Ratskeller oder der Hoffnung abgehalten.

 

Die frühen jahre

Im Gründungsjahr 1873 - so wurde uns überliefert - haben elf Leute aus dem Geschäftsmann Stand einen Elferrat gegründet und einen von diesen zum Obernarren gekürt; er war der Präsident aller Narren im Städtchen. Es ist schwer, heute alles bis ins Detail zu dokumentieren. Bei einem Brand im Jahre 1931 im Gasthaus „Zum Ratskeller“, dem Vereinslokal der Narrhalla, sind alle alten Unterlagen, Requisiten, Kostüme und Protokolle verbrannt. Wir haben nun aus Privatbesitz Bilder, Narrenzeitungen und Orden zusammengetragen, die bis in die 80er Jahre zurückreichen. Narrenzeitungen von 1880 überliefern uns die Existenz der Narrhalla. Bilder der Elferräte von 1901, 1902, 1905 und 1906 beweisen uns den Fortbestand der Narrhalla.

Der Schreiber dieser Zeilen (Joseph Jehle,Seppl II.) erinnert sich selbst an Elferräte 1910/11 mit Adolf Pfoser an der Spitze. Im Jahre 1911/12 war der Rat der Narren verreist, da raffte Karl Friedrich Battenhausen (genannt Emil) ein paar Geschäftsleute zusammen und es fand wieder Fastnacht statt. Präsident Emil Battenhausen führte einige Jahre den Elferrat an, dann folgte 1924 Otto Ostwald, der aus Straßburg kam und ebenda auch schon Präsident der „Großen Karnevals-Gesellschaft Straßburg“ gewesen war. Er war geborener Rheinländer und sein angeborener Humor kam uns sehr zugute. 1927 nahm Joseph Koch (Seppl I.) das Zepter in die Hand.

 

Die zeit bis zum 2. weltkrieg

 

Auch Seppl 1. lieferte mit seinen Elfern unseren Bürgern unvergeßliche Stunden des Frohsinns. In diesem Jahr wurde das „Schnurren“, ein Herumziehen von „Schudis“, auch „Schudiputzen“ genannt, sehr gefördert. Die Schudis zogen an bestimmten Tage der Woche abends von Lokal zu Lokal und schnurrten die Gäste an, das heißt, dieSchnurranten hielten dem einen oder anderen vor, was er das Jahr durch verbost hatte. Mancher war da verdutzt, hat darüber gelacht und war nicht beleidigt. Viele Gruppen machten ihre Darbietungen in den Lokalen. In denen sorgten Musiker für Stimmung, und so war richtiges Fastnachtstreiben im Städtchen garantiert und so mancher hat sein Hemd beim Tanzen durchgeschwitzt. Eine Sauna war damals nicht von Nöten. Im Jahre 1933 nahm Walter Wölfl e - genannt der „Haarwalter“ - die Führung der Narrhalla in die Hände. Auch unter seiner Regie durften die Bürgersleut mit Humor gespickte Sitzungen erleben. Auch die Schnurranten trieben ihr Spiel weiter.
Aber den Herren in der Adolfzeit ge
fi el so manches Spiel nicht mehr. Wenn etwas glossiert wurde, legte man es als Beleidigung oder sonst etwas aus. Man verbot zwar die Veranstaltungen nicht, aber man war ganz und gar nicht begeistert von solchem Fastnachtstreiben, obwohl „KdF“ für den Erhalt des Brauchtums war, ja sogar in einer Broschüre für Fastnacht warb. Mit dem Ausbruch des Krieges war es um die Fastnacht geschehen und erst nach dem Krieg gingen von dem alten Narrensamen wieder ein paar Pfl änzchen auf.

 

die zeit nach dem 2. weltkrieg

 

 

„Und neues Leben blüht aus den Ruinen...“ Dieses Dichterwort kann auch dem Wiederau

 

fleben des närrischen Treibens in der Hornisgrindestadt vorangestellt werden.

Durch die verheerenden Auswirkungen des großen Krieges und der darauffolgenden Nachkriegsjahre kam das Vereinsleben fast zum Erliegen. Auch die Narrhalla war davon betroffen, denn wer konnte schon in diesen schweren Jahren dem Lachen und Frohsinn sein Herz schenken? Erst nach und nach erholten sich die Menschen von der schrecklichen Ereignissen und ideell gesinnte Männer und Frauen bemühten sich um die Neuordnung menschlichen Zusammenlebens.

 

Auch in unserer Heimatstadt fanden sich wieder einige Männer, saßen zusammen und berieten, wie man, nach Jahren der Unterbrechung, die Tradition des närrischen Treibens wieder au

 

fleben lassen könnte. Ein Saal stand nicht zur Verfügung. Doch man traf sich im November 1948 in der Wohnung des 1952 verstorbenen Hermann Vogt zum ersten Mal zum Zwecke der Neugründung der Narrhalla. Schon zwei Monate später konnte man der Bevölkerung bekanntgeben, daß unter der Präsidentschaft von Hermann Vogt, ein Elferrat die Fastnacht 1949 gestalten werde. Als Sitzungslokale wurden die Gaststätten „Am Stadtgarten“, „Rössel“ und „Feldschlössel“ ausgewählt. Auch 1949/50 fand wieder Fastnacht statt. Am 11. November wurde Erwin Schley zum Präsident, Rolf Däumling zum Vize und Schreiner Philipp zum Säckelmeister ernannt. Doch diese Präsidentschaft dauerte nur 12 Stunden. Am 12. November, 11 Uhr Vormittags, wurde sie wieder durch Denunzierung bei unseren Besetzern entthront. So Übernahm dann Fritz Serr und sein neuer Elferrat die närrische Regierung. Im Jahre 1951 ünernahm dann Hermann Vogt wieder mit Elf-Narren-Räten die Fastnacht.

 

neue herausforderungen

Durch den 1952 entfesselten Krieg in Korea, durch den die Gefahr eines neuen Weltbrandes entstand, wurde ein geordnetes Fastnachstreiben durch die Narrhalla unterlassen. Als man dann im Jahre 1953 die Fastnachtsveranstaltungen wieder aufnehmen wollte,konnte man die bisherigen Elferräte zum größten Teil nicht mehr daran begeistern, unter den gegebenen Umständen (sprich Fehlen eines Saales) Fastnachtsveranstaltungen aufzuziehen. Dazu kam auch noch, daß der bisherige Präsident Hermann Vogt im September 1952 verstorben war. Im Jahre 1953 gelang es lediglich noch, am Fastnachtsdienstag einen Kinderumzug zu veranstalten. Die Initiatoren waren Erwin Schley und ein paar Elfer - Hermann Heckmann, Kopf und Lusch. Mit dabei waren Berger Albert, Herbert Heckmann, Kaiser J., Madlinger O., Peter O., Schirmbeck A., Zink Rudi und Swinnes Martin (Baron von Liechtenstein). Im Jahre 1954 bekam die Narrhalla durch den Altpräsidenten Edmund Seifert Schützenhilfe. Edmund Seifert ruhte nicht, bis sich aus den Reihen der „Walachei“ der Stamm des neuen Elferrates herausschälte. Zu bereits im Elferrat bewährten Männern kamen neue Gesichter hinzu, so daß sich zu Beginn der Fastnacht 1954 ein ganz neuer Narrenrat vorstellte. Edmund Seifert jun. übernahm die Führung als Präsident. Unsere Fastnacht nahm einen großen Aufschwung. Zum ersten Mal konnten unsere Veranstaltungen in den „Hornisgrinde-Lichtspielen“ abgehalten werden. Auch der Kinderumzug war ein großer Erfolg. In diesem Jahr wurde als weiterer Höhepunkt unsere Prinzengarde aus der Taufe gehoben und von Hermann Schuh betreut. Auch die Schnurrtätigkeit setzte wieder verstärkt ein. Es bildete sich eine sogenannte „Adlerplatz -Schnurrgruppe“, die besonders aktiv war.

 

 

weitere herausforderungen

 

Nach Edmund Seifert übernahm 1955/56 Jakob Honeff das Präsidium. Erstmals traten die Acherner Schalksnarren in Erscheinung. Im Jahre 1956/57 wurde Helmut Lusch Präsident, da Jakob Honeff durch einen tragischen Unglücksfall ums Leben kam. Helmut I. konnte sogar 12 Elferräte um sich scharen. Auch die Kampagne war ein großartiger Erfolg. Der Schurrbetrieb war groß und geprägt von Schnurrgruppen, von denen ihresgleichen in der ganzen Umgebung nicht zu

 

finden waren. Der Kinderumzug größer den je.

Im kommenden Jahr 1957/58 behielt Helmut I. das Narrenzepter und schwang es mit Bravour. Mit seiner Mannschaft bot er den Acherner Bürgern glänzende, mit Humor gespickte Sitzungen. Auch der Kinderumzug, der sich längst zum richtigen Fastnachtumzug entwickelt hatte, krönte die Fastnacht.

Erst in der Kampagne 1959/60 mußte Helmut I. wegen eines Trauerfalles in der Familie pausieren und übergab das Narrenzepter an Hans Vierneisel, der die Fastnacht bis1961/62 anführte, eh sich Helmut Lusch wieder zurückmeldete.

Das Jahr 1962/63 brachte eine neue Stabsführung mit sich. Helmut I. gab sein Präsidentenamt ab und mit ihm einige Elfer. Sein Nachfolger wurde Albert Schirmbeck. Albert I., der uns das schöne Lied „Gib doch der Mama äh Guzele“ schenkte, blieb bis 1964/65 im Amt und wurde schließlich von Joseph Jehle, „Seppl II.“ abgelöst. Dieser hob den „Till von Acheranien“ aus der Taufe, der den Prolog zu Beginn jeder Sitzung lesen sollte. Diese Figur verkörperte Gerhard Faust.

Die letzen Jahre bis heute

Und nun von 1965/66 bis 1990 übernahm wieder Hans Vierneisel als Hans I. das Zepter. Es würde zu weit gehen, all die vielen Veranstaltungen und Sitzungen unter seiner Herrschaft hier niederzuschreiben. Doch über einen Höhepunkt soll hier berichtet sein. Hans I., der 1973 das 100 jährige Bestehen der Narrhalla ausrichtete, konnte der Acherner Bevölkerung kein schöneres Geschenk machen als die Vorstellung der „Dreizipfelshansele“, die erste Hästrägergruppe in Achern. Hans I. wurde von seinem Sohn, Curt I. als Präsident abgelöst. Während seiner Amtszeit schlossen sich 1990 die „Acherner Grindehexen“ zusammen. Nach einem Probejahr wurde diese Gruppe ein fester Bestandteil der Narrhalla Achern. Seit 1992 hält Richard Kiefer das Narrenzepter fest in seinen Händen. Mit ihm feierten wir 1998 unser 125 jähriges Jubiläum.
Seit 11.11.2008 ist sein Sohn Ralph Kiefer zum Präsidenten gewählt worden.